"Wenn nur noch der Dietrich hilft" oder "Ohne Ball geht gar nichts"

Alfons Ostholthoff, Vorstandsmitglied der ersten Stunde, war sicherlich einer der treuesten Fans des "kleinen HSV". Er war Schuster vom Beruf und hatte über viele Jahre die Verantwortung  für die Spielbälle, die bei ihm zuhause aufbewahrt wurden. Er reparierte sie, wenn es nötig war und brachte sie zu den Spielen wieder mit.

(Foto: Reparierte die Fußballschuhe der HSV Kicker und war seit der ersten Stunde ein treuer Fan. Alfons Ostholthoff (mitte).)


Eines Tages hatte der "kleine HSV" ein Heimspiel und es waren keine Bälle da. Das war äußerst ungewöhnlich. Herr Ostholthoff war sonst immer zur Stelle, wenn sein Sportverein spielte. Als jemand zu ihm nach Hause fuhr, um die fehlenden Spielbälle zu holen, stand er vor verschlossener Tür. Es war niemand zu Hause.

Schnell erstattete er den wartenden Spielern  Bericht und gemeinsam wurde beratschlagt, was zu tun wäre. Schließlich kam man zu dem Schluss, dass dieses Dilemma wohl nur mit Hilfe des ortsansässigen Schreiners zu lösen sei.

Dieser holte dann letztlich  die Bälle mit Hilfe des Dietrichs auf dem Haus und die Halverder Mannschaft konnte doch noch gegen den auswärtigen Gegner antreten.


Wie die "Krummsäbel" nach Halverde kamen...

Im Jahr 1966 wurde Josef Lütke zum ersten Vorsitzenden des SV Halverde gewählt. Er war bestrebt, den Verein zu entwickeln und wollte für das Pfingstturnier eine besondere Attraktion organisieren. Die Erlöse aus dem alljährlichen Pfingstturnier waren schließlich die Haupteinnahmequelle des Vereins. Also war es wichtig eine gute Mannschaft zu diesem Turnier einzuladen.

(Foto: Die Halverder Mannschaft hat sich für dieses Spiel besonders vorbereitet und sich mit Spielern aus Recke verstärkt: (von links obennach rechts unten) Werner Leewe, August Breulmann, Paul Ademmer, Werner Post, Hövelmeyer, Edmond Schulte, Bonny Brügge, Ewald Tietmeyer, Winfried Ademmer, Heinz Wesselmann und Ludwig Daut)

Herr Lütke wusste, dass in Osnabrück-Atter eine Truppe englischer Soldaten stationiert war, die guten Fußball spielte. Er machte sich auf den Weg nach Atter, um sein Anliegen vorzutragen. Aber das war garnicht so einfach, denn erstens war er der englischen Sprache nicht mächtig und zweitens kannte er dort niemanden. Zum Glück konnte die Bürokraft des Kommandanten deutsch verstehen und so wurde Herr Lütke zum Major Smith vorgelassen. Dieser lud Lütke ein,  sich das nächste Spiel der englischen Soldaten anzuschauen. Zusammen mit Dolmetscher Winfried Ademmer fuhr er erneut nach Atter und lud die gesamte englische Mannscaft zum Pfingstturnier nach Halverde ein.

Leider haben die Halverder das Spiel gegen die Engländer verloren, aber das anschließende Fest war ein voller Erfolg. Wenn sich auch nicht viele Halverder auf englisch mit den Gästen unterhalten konnten, so klappte die Verständigung mit den ausländischen Sportlern nach jedem Bier besser. Die Engländer brachten als Gastgeschenk eine hölzerne Wandtafel mit zwei Krummsäbeln mit. Diese Säbel sind das Wahrzeichen ihrer Division.

Vier Wochen später wurde die Halverder Elf in die Kaserne Osnabrück-Atter eingeladen. Die Halverder Sportler setzten einen Bus für diesen Gegenbesuch ein. Dort wurden sie in das Casino der Kaserne gebeten und von ihren englischen Sportfreunden  sehr herzlich aufgenommen. Diese servierten ihnen Schnittchen auf dem Billardtisch und bei englischen Whiskey und deutschen Bier konnten die deutsch-englischen Beziehungen gepflegt werden.


Dritte Halbzeit bei Anna Theissen

Für viele Spieler der DJK Halverde bestand in den 60/70er Jahren der Sonntag aus drei Halbzeiten. Die erste Halbzeit war das Spiel selbst. Danach ging es nahtlos über in die zweite Halbzeit, in der entweder der Sieg gemeinsam begossen oder Schmerz über die Niederlage ertränkt wurde.

oft machte ein großer Bierstiefel die Runde, bis er leer war. Derjenige, der den letzten Schluck aus dem Stiefel getrunken hatte musste die nächste Stiefelfüllung zahlen.
Nach der geselligen zweiten Halbzeit trafen sich die jungen Männer oftmals mit ihren Freundinnen. Nachdem sie diese nach Hause gebracht hatten, fanden sich viele Spieler wieder ihrer Vereinswirtin Anna Theissen zur dritten Halbzeit vor der Theke ein.
Dort wurde dann über das letzte Spiel, die Mannschaftsaufstellung oder andere fußballbezogene Themen diskutiert. Nicht immer war man einer Meinung. Manchmal wurde es laut und es ging hoch her. Dann war Anna Theissen diejenige, die die Wogen glättete und die hitzigen Gemüter aufforderte, sich zu vertragen. Sie hatte auch ein offenes Ohr für die Anliegen der Spieler und lenkte die jungen Männer mit ihrem mütterlichen Rat wieder in die richtige Richtung.


Kirchliche Rückendeckung und gute Taktik führten zum Sieg

Die Fußballspiele zwischen den einzelnen Ortsteilen der Gemeinde Hopsten haben immer schon ihren besonderen Reiz gehabt. Wenn der "kleine HSV" ein Punktspiel verliert, ist es schlimm, wenn er aber gegen eine Mannschaft aus der eigenen Gemeinde verliert, ist der Leidensdruck besonders groß. In den 60er Jahren gab es noch keine Spielgemeinschaft mit Germania Schale und zu der Zeit war es so, dass die Halverder allen Ehrgeiz daran setzten, gegen Schale zu gewinnen.
So auch an einem Sonntag im Jahre 1969, als in der Halverder Kirche die Schlussandacht zum "Jugendbekenntnissonntag" um 15Uhr angesetzt war. Zeitgleich sollte auf dem Fußballplatz in Schale das Lokalderby des SV Germania Schale gegen den SV Halverde angepfiffen werden. (Foto: Schon in den 60er Jahren interessante Duelle: Rot gegen Lila.)Aufgrund der Terminüberschneidung wurde versucht das Spiel zu verlegen. Dem stimmten die Verantwortlichen aus Schaler nicht zu. Dort hoffte man, dass die Halverder Mannschaft am Sonntag nicht antreten würde. Damals hatte die Schlussandacht unbedingten Vorrang vor einem Fußballspiel. Die Eltern erlaubten es ihren Söhnen nicht, diese Andacht zu "schwänzen" und dafür zum Fußball zu gehen.  Da war guter Rat teuer. Die jungen Fußballer wollten sich aber nicht kampflos geschlagen geben und trugen ihr Terminproblem an Pfarrer Hanisch heran. Dieser zeigte sich verständnisvoll und verlegte die Schlussandacht auf 19Uhr, nachdem er den jungen Männern das Versprechen abgenommen hatten, dann auch wirklich daran teilzunehmen.

Mit kirchlichen Segen konnten die Halverder nun gegen Schale antreten. Das wusste die Schaler Mannschaft aber nicht. Dort rechnete niemand mehr mit dem Erscheinen der Halverder Fußballelf. Diese zog sich für das Spiel bei Theissen um und fuhr erst ganz knapp vor Spielbeginn nach Schale, um dort um 14.55Uhr aufzulaufen, Diesem "Überraschungsangriff" hatte es die Halverder Elf sicher auch zu verdanken, dass sie an diesem Tag mit 7:3 gegen Schale gewann. Das war bis dahin noch niemals gelungen, Der Sieg wurde anschließend natürlich gebührend gefeiert, aber um 19Uhr gingen alle geschlossen zur Schlussandacht, denn das war Ehrensache.


Quelle: Vereinschronik 2007